Unterhammer im Karlstal


Im romantischen Karlstal bei Trippstadt im Pfälzer Wald liegt der Unterhammer, nicht weit von der Universitätsstadt Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz.
Das Karlstal wurde vom berühmten Landschaftsarchitekt Friedrich Ludwig von Sckell um das Jahr 1790 im Auftrag der Adelsfamilie von Hacke zur Erweiterung des Trippstadter Schlossparks gestaltet.

Die Moosalbe, die durch das Karlstal fließt, war Energieträger für die teilweise bis zu 15 Wasserräder der fünf Eisenproduktionsstätten entlang der heutigen L500, vom Oberhammer, über den Mittelhammer, Unterhammer, Hochofen/Eisenschmelz und Walzwerk.

Der Woog als Speicher der Wasserkraft. Im 19. Jahrhundert konnten 5 Hämmer betrieben werden. Durch das Austrocknen von Zuflüssen und zu wenig Schmelzwasser reicht die Wasserkraft nur noch für den zeitweiligen Schau-Betrieb eines Hammers.

Der Unterhammer ist ein Industriedenkmal aus den Anfängen der pfälzerischen Industriegeschichte und zählte zu den bedeutendsten Einsenproduktionsstätten in der Region.

Der Unterhammer ist ein ehemaliges Eisenhammerwerk und Puddlingswerk, das im frühen 19. Jahrhundert von der einflussreichen Familie von Gienanth ausgebaut wurde. Die heute noch existierende Firma Gienanth war damals im Tal der größte Arbeitgeber. Produziert wurden Bleche, Schmiedeeisen, Träger, Säulen, Schienen, Öfen, Herde, Kunstgusswaren. Der wichtigste Holzkohlehochofen stand bei der Eisenschmelz (L 500 Abfahrt Stelzenberg, heute nicht mehr existent). Die Eisenwerke im Karlstal produzierten Roh- und Gusseisen. Im Jahr 1838 betrug die Gesamt-Eisenproduktion 15.000 Zentner und 1847 waren 328 ständige Arbeitskräfte und ca. 100 Teilzeitbeschäftigte am Werk tätig. Ludwig von Gienanth hat bereits vor Otto von Bismarck für seine Angestellten eine Krankenversicherung etabliert.

Ludwig von Gienanth hat für die Bürger der umliegenden Gemeinden und seine Angestellten, aber auch für adlige Gäste rund um den Unterhammer Wege anlegen lassen, 1842 die Parkanlage Amseldell geschaffen und war der Natur sehr verbunden.

Das historische Gebäudeensemble steht unter Denkmalschutz und wird heute, nach langjährigen, aufwendigen und liebevollen Renovierungen, vielseitig genutzt. Die Renovierungen werden seit 2021 von der gemeinnützigen GmbH Unterhammer und mit viel persönlichen Engagement weitergeführt. 2023 wird die Rekonstruktion der alten Gießhalle abgeschlossen und damit das Hammerwerk, das Herzstück der ehemaligen Produktionsstätte als funktionsfähige Einheit wieder belebt. Weitere kleinere Projekte sind angedacht.

Industriedenkmäler müssen als Ensemble in Zusammenhang mit wechselnder Nutzung, baulichen Änderungen und den Intentionen der Erbauer gesehen werden. So gehört zum Industriedenkmal Unterhammer der Garten für die Selbstversorgung ebenso dazu wie das Turbinenhäuschen zur ehemaligen Stromversorgung durch Wasserkraft, große Holzlager oder die Nutzung als Beamtenerholungsheim, Entbindungsstation, Kinderheim, Arbeitererholungsheim, Unterkunft für Asylsuchende und nun als Gesundheitszentrum, Café und Gießhalle für Veranstaltungen. Umbauten nach dem Verkauf durch die Familie Gienanth und jahrelanger Leerstand mit Verfall erfordern Kompromisse zwischen dem historischen Erbe und einer neuen Nutzbarkeit zum Erhalt der Gebäude.

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